Kanadische Indianer erleben als Freiwillige die Schrecken und Grausamkeiten des Ersten Weltkrieges.
Rezension
Niska, die Schamanin der Cree-Indianer, wartet am Fluss versteckt, nahe der großen Stadt, auf die Rückkehr ihres Neffen aus dem großen Krieg der Weißen. Xavier hatte sich zusammen mit seinem Freund Elijah freiwillig zur Armee gemeldet, nun kommt er heim, schwer verwundet, morphiumsüchtig und gebrochen. Drei Tage dauert die Paddelfahrt mit dem Kanu zurück in die nördlichen Heimatwälder der Vorfahren. – In brillanten Rückblenden verschränken sich die Traditionen der Ureinwohner Kanadas, die Kindheitserinnerungen Xaviers, die moderne Welt Kanadas und die grausamen Erlebnisse des Stellungskrieges auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges. Der Zusammenprall der Kulturen in der Ausnahmesituation des Krieges bildet den Hintergrund einer faszinierenden moralischen Sinnsuche. Die in der Wildnis erworbenen Fähigkeiten der Indianer, die Lautlosigkeit ihres Anschleichens, die Schnelligkeit des Tötens und ihre Scharfsichtigkeit machen sie zu gefürchteten und bewunderten soldatischen Helden. Doch hinter dieser Fassade droht die Gefahr, am lizenzierten Morden Gefallen zu finden, die Achtung vor dem Nächsten zu verlieren. – Die Paddelfahrt geht nach Hause, auch im moralischen Sinne. Sie ist heilsam, schrecklich und unendlich schmerzlich.
Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Boyden, Joseph Münch, Bettina Razum, Kathrin
Boyden, Joseph:
Der lange Weg : Roman / Joseph Boyden. Dt. von Bettina Münch und Kathrin Razum. - 1. Aufl. - München : Knaus, 2006. - 445 S. ; 21 cm. -
ISBN 3-8135-0270-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher