Carlo Kornell läuft bis an den Rand der Bewusstlosigkeit.
Rezension
Es bedarf schon einer besonderen Einstellung, wenn sich ein Mensch ganz alleine zu einem extremen Ausdauerlauf über 220 km von München bis in die Ötztaler Alpen aufmacht, ohne Unterbrechung. Dieses Vorhaben seinen Mitmenschen plausibel zu machen, ist kaum möglich. Entsprechend wird der Leser dieses Romans ohne große Erklärung mit auf die Reise genommen. Einzig der mottoartige erste Satz: „Wer einen Ausweg sucht, muss Nomade werden!“ erklärt einiges. Aber das versteht der Leser erst, wenn er mit Carlo Kornell eine Weile mitgelaufen ist. Ungläubig stellt er fest, dass Carlo ja gar nicht aufhört zu laufen. Und Carlo erzählt seinen Begleitern, was dabei so alles in seinem Kopf passiert. Das ist durchaus unterhaltsam, allerdings auch von unterschiedlicher erzählerischer Qualität. Manchmal glaubt man, eine Zeitungsreportage zu lesen, dann ist es wieder der innere Monolog der klassischen Moderne. Dass Carlo am Ende den Verstand zu verlieren scheint, wundert den Leser nicht.
Wer auf erzählerische Weise mit Befindlichkeiten der Gegenwartsgesellschaft konfrontiert werden will, kommt hier aus seine Kosten.Rezensent: Matthias Gröbel
Personen: Kortmann, Christian
Kortmann, Christian:
Der Läufer : Roman / Christian Kortmann. - 1. Aufl. - München : Blessing, 2009. - 272 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-89667-412-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher