Ein fünfzehnjähriges Mädchen trifft erstmals ihren Vater und verbringt die Sommerferien bei ihm.
Rezension
Eine notdürftige Wohnung in einem Gewerbegebiet in Duisburg im Sommer des Jahres 2005: Was hat die bald 16 Jahre alte Kim aus einem wohlhabenden Stadtteil von Köln hierher verschlagen? Sie ist nicht nur sitzen geblieben, sondern hat ihren kleinen Stiefbruder erheblich verletzt, also ganz großen Mist gebaut. Der USA-Urlaub mit der Familie fällt deshalb für sie aus. Sie soll stattdessen die Ferien bei ihrem leiblichen Vater verbringen. Der hat eine traumatische DDR-Biographie und schlägt sich erfolglos als selbständiger Verkäufer für Markisen im Ruhrgebiet durch. Bestseller-Autor Weiler („Das Pubertier", 2014) ist eine glänzender, weil gleichzeitig klarer und emotionaler Roman gelungen. Vor ungewöhnlicher Kulisse kommunizieren die angenehm wenigen Akteure realitätsnah. Der Sommer zwischen Schrott und Männern (neben ihrem Vater und einigen Kneipengestalten nur ein interessanter Gleichaltriger) vergeht für die Ich-Erzählerin stressfrei. Trotzdem geht die gut erzählte Story in die Tiefe.
Ein Werk von hoher Qualität, das eine große Zielgruppe über Alters- und Geschlechtergrenzen hinweg ansprechen wird. Der nur aus einer Banderole bestehende Schutzumschlag ist für den Bibliotheksalltag ungünstig.Rezensent: Tobias Behnen
Personen: Weiler, Jan
Weiler, Jan:
Der Markisenmann : Roman / Jan Weiler. - München : Heyne, 2022. - 333 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-453-27377-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher