Wie war das eigentlich damals - vor fünfzig Jahren?
Rezension
Welch ein Zufall! In Venedig im Ristorante "La Madonna" begegnen sich zufällig zwei alte Freunde und erinnern sich gemeinsam an die zurückliegenden 50 Jahre. Vor allem an die Zeit, die sie am musikwissentlichen Institut verbracht haben. Wie könnte man einen Professor vergessen, der die Musik nur lesen, aber nicht hören konnte, den "Göttlichen Giselher", der alles über Instrumente wußte oder die attraktive Helene Romberg, in die alle verliebt waren. Im Mittelpunkt ihres Gespräches aber steht Thomas Wibesser, genannt "Der Meister": Klein, mager, schwarzhaarig, aufgeregt, mit immensem Wissen, und großer Prüfungsangst, erfand er aus finazieller Not für ein Musiklexikon manchen nicht exsistierenden Komponisten. Das wurde ihm zum Verhängnis. Das alles wird erzählt in einer anscheinend lockeren, leichten Art, die aber scharf und sehr pointiert das Gehabe des Wissensschaftsbetriebes, vor allem der Musikwissentschaft hinterfragt und satirisch an den Pranger stellt.
Ein unterhaltsames, anspruchsvolles Buch. Für den musikalisch gebildeten Leser, der all die Pointen und satirischen Anspielungen versteht, bietet es hohe Leselust.Rezensent: Helga Westerholz
Personen: Rosendorfer, Herbert
Rosendorfer, Herbert:
Der Meister : Roman / Herbert Rosendorfer. - 1. Aufl. - München : C. Bertelsmann, 2011. - 158 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-570-58030-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher