Bosnien 1991, kurz vor Ausbruch des Krieges. Es zieht den Arzt Simon M., der in Berlin glücklich verheiratet ist, in seine Heimatstadt in Bosnien. Er erlebt eine Welt im Umbruch.

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Rezension

Dort angekommen, sieht er sich plötzlich als Angeklagter, dem mehrere grausame Morde zugeschrieben werden. Die Umstände sind verwirrend, der Pass ist ihm abgenommen. In seinem leeren Elternhaus herrscht eine beunruhigende Atmosphäre. Die Handlung verlässt Schritt für Schritt die reale Ebene. Simon merkt zunächst nicht, dass der Jugendfreund, der jede Nacht mit ihm redet, verstorben ist. Dieser Einbruch aus einer anderen Welt nimmt ihn gefangen, seine leiblichen Bedürfnisse verringern sich, die Lebenskraft verschwindet und schließlich, nachdem ihn der Freund in die Zwischenwelt der auf qualvolle Weise umgebrachten Menschen geführt hat, beschließt er, bei den Gequälten zu bleiben und ihr Leiden zu teilen. Die Hinwendung zu einer mystischen Ebene wird langsam vorbereitet. Dennoch ist die Radikalität überraschend. Der Roman erzählt nicht mehr ein individuelles Schicksal, sondern wird im letzten Teil zu einem archaischen Klagelied über das, was Menschen einander anzutun in der Lage sind. - Der Autor versteht intensiv zu erzählen, verwendet eindrückliche Bilder und versucht über den Inhalt und die Form einen eigenen Ausdruck für die leidvollen Erfahrungen der Menschen in seiner Heimat zu finden und leistet damit eine ganz persönliche Trauerarbeit.

Ein anspruchsvoller, facettenreicher, teilweise auch düsterer Roman. Ein Titel für eine eingeschränkte Zielgruppe.

Rezensent: Ursula Führer

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Personen: Karahasan, Dzevad Wolf-Grießhaber, Katharina

Schlagwörter: Krieg Klage Bosnien