Persönliche Abrechnung eines ostdeutschen Professors mit "dem Westen".
Rezension
Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall besteht noch immer ein augenfälliges Ungleichgewicht zwischen "dem Westen" und "dem Osten" Deutschlands. Dafür macht der 1967 in Gotha geborene Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann allein den Westen verantwortlich, der sich selbst als Norm betrachte und den Osten als "Geschwür" ansehe, "das ihm dauerhaft Schmerzen" bereite. Wütend prangert er die fortwährende Benachteiligung des Ostens durch niedrigere Löhne und Renten, mangelnde Teilhabechancen an Gesellschaft und Politik, fehlenden Grundbesitz, schlechte Karrieremöglichkeiten und Diffamierung an. Diese Vorwürfe sind durchaus berechtigt und wo immer es möglich ist, sollte schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden. Die in Ostdeutschland herrschende Fremdenfeindlichkeit jedoch zu verharmlosen und Rechtsextremismus und Demokratieskepsis als Fehlinterpretationen des Westens zu brandmarken, statt nach den wahren Ursachen zu forschen, ist wenig hilfreich. Besser wäre es gewesen, den Fokus auf die Gemeinsamkeiten von Ost- und Westdeutschen zu richten und für Angebote zu sorgen, die Verbindungen schaffen.
Ein kontrovers besprochenes Buch, das im aktuellen Diskurs als Diskussionsgrundlage dienen kann.Rezensent: Elisabeth Schmitz
Personen: Oschmann, Dirk
Oschmann, Dirk:
Der Osten: eine westdeutsche Erfindung / Dirk Oschmann. - Berlin : Ullstein, 2023. - 221 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-550-20234-6 geb. : EUR 19.99
Staat, Politik - Signatur: Sa Osc - Buch