Treichel, Hans-Ulrich
Der Papst, den ich gekannt habe
Buch

Plaudereien eines Ich-Erzählers verknüpfen sich zu einer Kette von Identitäten.


Rezension

Eine Inhaltsangabe der kurzen neuen Erzählung H-U. Treichels lässt sich kaum erstellen, denn eine Handlung im üblichen Sinne liegt nicht vor. An einen modernen Münchhausen gemahnend erzählt der Ich-Erzähler - ist es etwa ein fiktives Alter Ego des Autors oder sind es doch mehrere Protagonisten? - in anekdotenhafter Weise von Begebenheiten, die sich zu einer Kette aneinander anknüpfender Identitäten verbinden. So gibt er nacheinander vor, Zoologe, Politikwissenschaftler, Architekt, Entwicklungshelfer und vieles mehr zu sein. Der den Titel des Buches bestimmende Papst fließt nur in einem Nebenaspekt in dieses Kaleidoskop mit ein. Der Text kommt sehr leichtfüßig daher, wirkt wie dahergeplaudert, einer lockeren Assoziationskette folgend. Was der Leser sicherlich amüsiert liest, hinterlässt allerdings kaum einen bleibenden Eindruck. Der Klappentext spricht von einem Anti-Anti-Helden, den der Verfasser hier vorstellt, jedoch scheint die mangelnde Profilschärfe der Figur sowie die fehlende Handlung eher ein Zerfließen in Beliebigkeit zur Folge zu haben.

Jeder Leser, der in diesem Buch eine Geschichte sucht, wie Treichel sie z.B. in "der Verlorene" oder auch noch in "Menschenflug" erzählte, wird enttäuscht sein. Für Büchereien ist der schmale Band daher zwar eine mögliche Anschaffung, aber nicht ausgesprochen zu empfehlen.

Rezensent: Birgit Schönfeld


Personen: Treichel, Hans-Ulrich

Schlagwörter: Identität AlterEgo

Interessenkreis: Mitteldruck

Treichel, Hans-Ulrich:
Der Papst, den ich gekannt habe / Hans-Ulrich Treichel. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2007. - 118 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-41932-8 geb. : EUR 14.80

Zugangsnummer: 0002/2371
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch