Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen einem polnischen Pianisten und einer 20 Jahre jüngeren spanischen Bankiersgattin.
Rezension
Weil man seinen polnischen Namen so schlecht aussprechen kann, heißt er in Beatriz`spanischen Kulturförderkreis nur "der Pole". Damit ist schon ein wichtiges Thema dieses sachlich durchnummerierten, kühlen Textes benannt. Es geht um Sprache und Kommunikation, denn die beiden vermeintlich in einer Affäre verbundenen Protagonisten haben keine gemeinsamen Worte, sondern müssen aufs Englische ausweichen, das er nur schlecht beherrscht. Aber er wirbt altmodisch, ausdauernd und anrührend um seine Beatriz (und streut Dante-Zitate ein). Beatriz will keine Liebschaft beginnen, ist aber fasziniert davon, dass jemand sie so lieben und begehren kann. Die Sehnsucht nach Liebe und Nähe hat sie in ihrer erkalteten Ehe nicht verloren. Coetzee erzählt diese unerfüllte, dennoch über den Tod hinaus wirksame Liebesgeschichte streckenweise fast berichtartig, immer wieder mit aufblitzendem Humor und durchgehender Spannung. Und mit viel Sympathie für seine Figuren! Entstanden ist daraus eine Novelle über das Altern und die (auch körperliche) Liebe im Alter, die nachhallt und nachdenklich macht.
Ein feines, kleines Buch. Sehr empfohlen, besonders für die Leserschaft der Ü 50jährigen.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Coetzee, J. M. Böhnke, Reinhild
Coetzee, J. M.:
Der Pole : Roman / J. M. Coetzee. Dt. von Reinhild Böhnke. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2023. - 143 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-10-397501-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher