Sektenaussteiger Robert Pleyer berichtet von seinen 20 Jahren bei den radikalen Urchristen der „Zwölf Stämme“.
Rezension
Spielzeug, Spaß, Süßigkeiten, Fernsehen, Rock- und Popmusik, Romane, Fußball und andere Spiele – für die Kinder in der fundamentalistischen Christensekte der Zwölf Stämme ist alles verboten. Besitzen dürfen sie nichts, selbst Albernheiten sind nicht erlaubt. Brutal wird ihnen jede Eigenständigkeit, selbstständiges Denken und Kreativität ausgetrieben. Erziehungsziel ist die vollständige Unterwerfung der Kinder unter den Willen der Eltern, zu den Erziehungsmethoden gehört die regelmäßige Züchtigung. Zu unterwerfen hat sich dort auch die Frau dem Manne. All dies schildert Robert Pleyer in seinem Buch „Der Satan schläft nie“: 20 Jahre verbrachte er in der totalitären und rassistischen Gemeinschaft, zeugte dort mit seiner Frau vier Kinder und stieg in der Sektenhierarchie zum Lehrer auf. Doch immer wieder überkamen ihn Zweifel an dem streng hierarchischen Lebensmodell mit seinem Befehls- und Bestrafungssystem. 2011 verließ er mit seinen Kindern die Sekte. – Pleyers erschreckender Bericht aus dem Innenleben der Zwölf Stämme ist brandaktuell. Pleyer schildert eindrücklich, wie er sich von den Urchristen einfangen ließ und wie und warum er freiwillig seine Persönlichkeit aufgab für ein Leben unter völliger Kontrolle. Parallelen zu den Salafisten werden hier deutlich: Die Verführungsmethoden sind gleich und die arrogante Gewissheit der Fanatiker, nur allein Gottes Wort zu verstehen und nach seinen Wünschen zu handeln. Sehr zu empfehlen!
Für Diskussionszirkel geeignet.Rezensent: Michael Freitag
Personen: Pleyer, Robert Wolfsgruber, Axel
Pleyer, Robert:
Der Satan schläft nie : Mein Leben bei den Zwölf Stämmen / Robert Pleyer mit Axel Wolfsgruber. - München : Knaur, 2014. - 265 S. : Ill. ; 21 cm
ISBN 978-3-426-78736-6
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher