Gedanken und Beziehungen rund um einen Sprung in die Tiefe.
Rezension
Die Autorin beschreibt, eingangs, mit beklemmender Präzision, detailliert die Veränderungen des Organismus während des "Sturzes" ihrer Protagonistin Manu, von der Dachkante eines Hauses, benennt deren Träume, Wünsche und Realisierungsbemühungen für eine eigene Gärtnerei, ein für Manu verheißungsvoller, erstrebenswerter Weg als Existenzsicherung, der abrupt, in andere Bahnen gelenkt wird. Gleichzeitig werden in diesem Kontext die Charaktere präsentiert, die mit der plötzlich gefährdeten Protagonistin verwoben sind, deren Biographien sich kreuzen, die durch die Verzweiflung der Freundin neu definiert und hinterfragt, Konflikte nicht mehr verdrängt, sondern thematisiert werden. Eine vermutlich situativ entstandene Suizid-Tendenz stürzt alle Beteiligten in eine verstörende Irritation. Sie können nicht fassen, was sich, sichtbar, "zwischen Himmel und Erde" abspielt angesichts der eigenen Unfähigkeit, etwas "Entscheidendes" verhindern zu können, trotz "des Lebens auf einem Planeten, der scheinbar alles Erdenkliche bietet, bis auf das wichtige Gleichmaß einer ruhigen Normalität".
Interessante Milieu-Studie. Facettenreich, mit Einblick in Persönlichkeitsveränderungen, forciert durch äußere Einflüsse. Nachdenklich und komplex. Mit psychologischem Diskussionspotential. Empfehlenswert für Liebhaber dieses Genres.Rezensent: Brigitta Morgenstern
Personen: Lappert, Simone
Lappert, Simone:
Der Sprung : Roman / Simone Lappert. - Zürich : Diogenes, 2019. - 333 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-07074-3 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Lap - Buch