Unbewältigte Vergangenheit - auch 30 Jahre nach der Wende noch ein Thema.
Rezension
30 Jahre nach der Wende in Mecklenburg: Das Leben des Kriminalhauptkommissars Herzberg scheint völlig aus den Fugen zu geraten. In seiner Neubrandenburger Dienststelle gilt er als Verräter und Nestbeschmutzer, seine Ehe besteht nur noch auf dem Papier. So unterläuft ihm ein folgenschwerer Fehler. Als er eine versäumte Zeugenbefragung nach zwei Tagen nachholen will, wird der Zeuge gerade beigesetzt. Herzberg entdeckt Auffälligkeiten am Leichnam, die Beerdigung wird gestoppt. Herzberg und seine Kollegin scheitern immer wieder an dem Dickicht aus Mauscheleien, alten Seilschaften, unbewältigter Vergangenheit und den Ehrlichen, die an den korrupten Wendehälsen verzweifelt sind. Es entwickeln sich zahlreiche Handlungsstränge, man benötigt politisches Interesse und einen langen Atem, um Herzberg bei den Ermittlungen folgen zu können, die Beschreibung einer zerrissenen Gesellschaft im Osten Deutschlands geht unter die Haut, das Genre "Kriminalroman" greift hier viel zu kurz, schade.
Geeignet für ausdauernde Leser, die sich mit gesellschaftskritischen Kriminalromanen auseinandersetzen wollen.Rezensent: Christiane Weppner
Personen: Rikl, Claudia
Rikl, Claudia:
Der stumme Bruder : Kriminalroman / Claudia Rikl. - Reinbek : Kindler, 2019. - 472 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-463-40707-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher