Gesellschaftskritischer Krimi, der parallel zur Entführung eines taubstummen Jungen zugleich eine schonungslose Analyse der Vetternwirtschaft Anfang der 90er Jahre in Brasilien ist.
Rezension
Der Zeuge, das ist ein kleiner, zarter Junge, der taubstumm ist und der zufällig durch eine Verwechslung entführt wird. Eigentlich war geplant den Sohn des Geschäftsmannes Olavo Bettencourt zu entführen und diesen zu erpressen. Für Bettencourt ist aber in jeder Situation das Wichtigste die Geheimhaltung seiner Machenschaften mit den brasilianischen Politikern. Als er seinen eigenen Sohn in Sicherheit weiß, ist ihm das Schicksal des entführten Jungen völlig gleichgültig. Mara, die Ehefrau von Bettencourt - ein ehemaliges Callgirl - ist so entsetzt über das herzlose Vorgehen ihres Mannes, dass sie überlegt an die Öffentlichkeit zu gehen. Das politische Ende bleibt offen – sicher ist nur, dass die Entführung für mehrere der Beteiligten einen Wendepunkt darstellt. Das Buch ist eine knallharte Analyse der brasilianischen Gesellschaft, der korrupten Seilschaften unter Politikern und Unternehmern nach dem Ende der Militärherrschaft in den 1980er Jahren.
Eine notwendige Lektüre, die die aktuellen Geschehnisse in Brasilien in einem anderen Licht zeigt, die aber auch die Brutalität nicht verschweigt.Rezensent: Martin Ertz-Schander
Personen: Silvestre, Edney Brandt, Kirsten
Silvestre, Edney:
Der stumme Zeuge : Kriminalroman / Edney Silvestre. Dt. von Kirsten Brandt. - München : Limes, 2016. - 224 S ; 20 cm. -
ISBN 978-3-8090-2658-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher