Menschlicher Anstand in unwürdiger und barbarischer Zeit.
Rezension
Völlig verstört und verängstigt taucht im Herbst 1944 eine etwa Dreizehnjährige in der Nähe eines Bauernhofes in Niederösterreich auf. Nachforschungen ergeben, dass es sich um eine Vollwaise handelt, deren Eltern und Geschwister beim Fliegerangriff umkamen. Die Familie war erst vor Kurzem aus dem Banat zugezogen. Die Behörde bittet das Bauernehepaar, das Mädchen bei sich aufzunehmen. Nur langsam findet es sich dort zurecht, notiert seine Eindrücke in braunen Heften, reflektiert das Geschehen und Berichtetes und irritiert durch spontane Einwürfe und Fragen, denn es gilt als 'bombengeschädigt' ohne Erinnerungsvermögen. Als im März 1945 ein junger Russe, ehemaliger Kunststudent, auf dem Hof auftaucht, der aus einem Lager für Zwangsarbeiter entflohen ist, und als einziges Gepäckstück ein zusammengerolltes Bild bei sich hat, entspannt sich zwischen ihm und Nelli eine Art Schicksalsgemeinschaft von Leidensgenossen. Brisant wird die Situation, als ein Leutnant mit zwei Gefreiten sich auf dem Hof einquartiert und den jungen Feind erschießen lässt. Nun handeln der Bauer und sein Bruder heldenhaft.
Eine dichte, hintergründige Erzählung.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Hochgatterer, Paulus
Hochgatterer, Paulus:
Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war : Erzählung / Paulus Hochgatterer. - Wien : Deuticke, 2017. - 110 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-552-06349-5 geb. : EUR 18.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Hoc - Buch