Grjasnowa, Olga
Der verlorene Sohn Roman
Bücher

Roman über die heutigen Probleme Russlands und ihre Ursprünge.


Rezension

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielt dieser brillante Roman im Kaukasus und in Russland. Die Hauptfigur ist der Sohn eines reichen und berühmten Imams. Als der Vater sein Volk nicht mehr vor der russischen Armee beschützen konnte, gab er seinen Sohn als Geisel. Von nun an wuchs dieser in Russland unter dem Schutz des Zaren auf, wurde ausgebildet und in die Gesellschaft eingeführt. Als er Jahrzehnte später zurückkehren konnte, war er in seinem Volk zu einem Fremden geworden. - Soweit der Plot des Romans. Grjasnowa zeigt meisterhaft auf dieser Folie die Ursprünge vieler Konflikte in Russland und anderswo auf. Ihre Hauptfigur wird entwurzelt, schlägt neue Wurzeln, steht zwischen zwei Religionen, zwei Armeen, ringt um die eigene Loyalität und so ganz nebenbei geht es um einen Menschen. Ein junger Mann, mit Lebenshunger, Ehrgeiz, Liebe und Ideen für sein Leben spielt quasi keine Rolle. Er ist ein Pfand, ein Aushängeschild. Niemand fragt nach ihm. Was zählt, ist seine Verfügbarkeit, sein Wert.

Für Lesende mit Interesse an Russland und interkulturellen Konflikten. Lesenswert!

Rezensent: Dirk Purz


Personen: Grjasnowa, Olga

Schlagwörter: Russland Geschichte Religion 19. Jh.

Grjasnowa, Olga:
Der verlorene Sohn : Roman / Olga Grjasnowa. - Berlin : Aufbau, 2020. - 383 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-351-03783-3

Zugangsnummer: 42155
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher