Eine Auseinandersetzung mit dem Vorzeigesozialstaat Schweden, beispielhaft an Bertil Kras beschrieben
Rezension
Schweden am Ende der 1940er Jahre: Bertil Kras wandert von Stockholm nach Nordschweden, um dort ein besseres Leben zu finden. In einem kleinen Nest findet er einen Job im Sägewerk und lebt unter bescheidensten Verhältnissen inmitten der eingeschworenen Dorfbevölkerung, bis seine kommunistische Gesinnung publik wird. Eine tragische Entwicklung nimmt seinen Anfang und endet mit Bertils Untergang.
Es wundert nicht, dass dieser Debütroman Mankells kurz nach dem Erscheinen 1977 wieder aus dem schwedischen Verlagsprogramm genommen wurde und erst jetzt in deutscher Übersetzung erschienen ist.
Mankell war seiner Zeit weit voraus, als er akribisch den damaligen sozialistischen Wohlfahrtsstaat, das sog. Volksheim, unter die Lupe nahm und präzise demontierte: In den Tiefen nordschwedischer Wälder gab es Internierungslager zur politischen Umerziehung, Verfolgung unliebsamer Gegner, allen voran der Kommunisten. Bestechung und Einflussnahme auf Justiz und Polizeiapparat waren nicht selten.
Rezensent: Christiane Weppner
Personen: Mankell, Henning Fredriksson-Zederbauer, Andrea
Mankell, Henning:
Der Verrückte : Roman / Henning Mankell. Dt. von Andrea Fredriksson-Zederbauer. - Wien : Zsolnay, 2021. - 505 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-552-07249-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher