Kindheit in der rumänischen Diktatur.
Rezension
György Dragoman erzählt die Geschichte eines 11-Jährigen konsequent aus dessen Sicht. Die schrecklichen Ereignisse innerhalb der rumänischen Diktatur im Jahr 1986, als zu den politischen Drangsalen noch die Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl traten. Der Junge wird Zeuge, wie sein Vater vom Geheimdienst abgeholt wird, ohne dass er die Zusammenhänge begreift, denn die Mutter muss vorsichtig sein, weil sie selbst gefährdet ist: von den Kommunisten als "jüdische Hure" beschimpft. - Kaleidoskopartig setzt Dragomán Szenen aneinander, die das Leben der Menschen in dieser Zeit bestimmen, Brutalität und seelische Rohheit in der Schule und der leidenden Gesellschaft prägen diese Kindheit. Der Junge begreift, dass der Vater in einem Arbeitslager an der Donau gefangen ist. Der Großvater, ein leitender Funktionär, kann und will nichts für ihn tun, ein ehemaliger Botschafter, an den sich die verzweifelte Mutter wendet, versucht sie zu vergewaltigen - der Junge versteht das alles nicht, ahnt aber die Zusammenhänge. Die Kinderspiele sind immer vom Grauen überschattet.
Ein eindrucksvolles Erzählwerk, das sehr zu empfehlen ist.Rezensent: Klaus Stiebert
Personen: Dragomán, György Kornitzer, Laszlo
Dragomán, György:
Der weiße König : Roman / György Dragomán. Dt. von Laszlo Kornitzer. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2008. - 293 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-518-41962-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher