Eine ganz ungewöhnlich aufbereitete Judentumsgeschichte, die u.a. der Frage nachgeht, wie Antisemitismus entstehen konnte.

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Rezension

Der 765 Seiten starke "Wälzer" zum Judentum beginnt bei den legendären Anfängen im 4. Jahrtausend v.Chr. und endet vorerst im ausgehenden Mittelalter. Ein zweiter Band ist avisiert. Wer ein trockenes Sachbuch erwartet, wird angenehm überrascht, denn die Autorin agiert abwechlungsreich und fantasievoll auf drei Ebenen: Sie informiert über historische Fakten, berichtet in Form zeitgebundener Quellen über Ereignisse und Gestalten und sprengt durch fiktive Erzählungen den streng wissenschaftlichen Rahmen. Um Verwirrung beim (jugendlichen) Leser zu vermeiden, werden für diese drei Darstellungsformen unterschiedliche Schrifttypen gewählt. Ein Glossar zum jüdischen Kalender, zu Feiertagen sowie Wort- und Sacherklärungen und eine Zeittafel unterstreichen die informierende Absicht. - Es gelingt der Verfasserin eindrucksvoll und überzeugend zu zeigen, wie sehr einerseits Antisemitismus - genährt durch Fehlbehauptungen und Schuldzuweisungen - das Leben von Juden vor allem in Europa seit Jahrhunderten bestimmt, einschränkt und gefährdet. Andererseits erlebt der Leser Menschen, die ihrem Glauben treu bleiben, die geduldig mehrfach Flucht und Vertreibung auf sich nehmen und dennoch zielstrebig, mutig und selbstbewusst immer wieder versuchen, sich in vorgegebene Strukturen zu integrieren. Dabei bringen sie Kunst, Kultur und Handel ihrer Gastländer voran. (Im 2. Band wird die Geschichte bis in die Neuzeit fortgesetzt. ISBN 978-3-570-13483-2)

Ein spannendes Buch, sehr empfohlen.

Rezensent: Margot Rickers

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Serie / Reihe: Geschichte und Geschichten der Juden

Personen: Lewin, Waltraud

Schlagwörter: Geschichte Judentum Interreligiosität Antijudaismus