Ausführliche Romanbiografie über Thomas Mann.
Rezension
Auf über 550 Seiten spürt der irische Schriftsteller Toíbín Leben und Werk des „Großschriftstellers“ nach – von der Jugendzeit in Lübeck, über München, Stationen im Exil bis hin zum Haus bei Zürich. Er zeigt Mann meist allein oder im Kreis der Familie und tut – ganz auktorialer Erzähler –, als könne er dessen intimste Gedanken und Träume realistisch wiedergeben. Er zeichnet das Bild eines etwas kauzigen, einsamen Außenseiters, bestimmt von seiner verborgenen Homosexualität, dessen patente Frau Katia ihn allerdings vor Unbill bewahrt und seelisch zusammenhält. Großen Raum nimmt die Familie ein, die Herkunftsfamilie wie auch Thomas und Katias sechs Kinder mit Anhang. Hier ist nicht nur der Raum für die stärksten Gefühle und Auseinandersetzungen. Oft bringen die Kinder dem Vater die Welt nahe und geben Anstöße. So drängt Tochter Monika den politisch eher Zaudernden, im US-Exil entschieden gegen die Nazis aufzutreten. Und die Familienszenen glänzen mit teils verstörenden, teils witzigen Dialogen.
Nicht ganz überzeugend als Biografie und Roman. Auf jeden Fall lesenswert für Menschen, die an den Manns und der Geschichte des 20. Jahrhunderts interessiert sind.Rezensent: Kerstin Wohne
Personen: Tóibín, Colm Bandini, Giovanni
Tóibín, Colm:
Der Zauberer : Roman / Colm Tóibín. Dt. von Giovanni Bandini. - München : Hanser, 2021. - 556 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-446-27089-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher