Ein Zyklop als egoistischer Einzelgänger zerstört eine kleine, intakte, dörfliche Lebensgemeinschaft.
Rezension
Wer dieses Bilderbuch aufschlägt, muss zunächst mehrmals die Augen zukneifen, um die aus kleinen geometrischen Flächen zusammengesetzten, vorwiegend schwarz-weißen Illustrationen zu entziffern. Nach dem Prinzip „horror vacui“ (Angst vor der Leere) gönnen sie dem Auge keinerlei Freifläche, so dass sich die Details optisch kaum voneinander trennen lassen. Mit einem riesigen Reptilienauge beginnend, dann immer kleinteiliger werdend, fokussieren sich die Bilder auf das Dorf Krümelspritz mit seinen fleißigen Einwohnern. Ob Wasserjungfer oder Seidenraupe, alle haben ihre präzisen Aufgaben. An Hilfsbereitschaft gewöhnt, fabrizieren sie eine Brille für den alles niedertretenden Zyklopen. Leider führt das bessere Sehvermögen zu noch mehr Zerstörung. Am Ende sitzt der froschähnliche Eindringling allein, während die Bürger von Krümelspritz ihren Zusammenhalt verstärken. Es bleibt sogar ein wenig Mitleid für den einsamen Zyklopen übrig. Die Moral der Geschichte ist eindeutig, wenn auch nicht unbedingt akzeptabel.
Grenzenloser Altruismus und Egoismus sowie die Zerstörung aus purer Lust geben Anlass zur Diskussion, deshalb für Gesprächsrunden mit Kindern oder Erwachsenen geeignet.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Remmerts de Vries, Daan Rieder, Floor Erdorf, Rolf
Der Zyklop / Daan Remmerts de Vries. Ill. von Floor Rieder. Dt. von Rolf Erdorf. - Hildesheim : Gerstenberg, 2020. - O. Pag. : überw. Ill. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-8369-5698-7
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Signatur: Jm 1 - Bücher