England, Adel und Künstler: Familiensaga, die praktisch das ganze 20. Jahrhundert umspannt.
Rezension
Cecil Valance ist aus urenglischem Adel, Cambridge-Student, Schönling und Dichter. Persönlich bestrickend wirkt er erotisch anziehend gleichermaßen auf Männer und Frauen. Seine deutliche Homosexualität macht ihn schon früh zu einem Mittelpunkt der englischen Internats- und Universitätswelt. Er schreibt Gedichte, die er bedenkenlos seinen Freunden und deren Schwestern zueignet, ohne die psychologische Wirkung zu bedenken. Er fällt im ersten Weltkrieg und wird so zu einem Mythos, dem Biographen und Bibliothekare bis zum Ende des 20. Jahrhunderts nachforschen. Viktorianische Etikette und Höflichkeitsriten der gehobenen englischen Gesellschaft werden aufrechterhalten, aber verlottern im Verlauf des Jahrhunderts. So wird die homoerotisch unterlegte Spurensuche zu einer indirekten Darstellung einer untergehenden Epoche der Dominanz der englischen Oberschicht. Entsprechend besteht der Roman aus montierten Partygesprächen einer blasierten Adelsgesellschaft. Brillant gezeichnete Charaktere.
Ein toller Gesellschaftsroman in der Tradition Trollopes, der vom Leser aber eine sehr gute Kenntnis der englischen Gesellschaft verlangt.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Hollinghurst, Alan
Hollinghurst, Alan:
Des Fremden Kind : Roman / Alan Hollinghurst. Dt. von Thomas Stegers. - München : Blessing, 2012. - 686 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-89667-468-5 geb. : EUR 24.95
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