Arthur Schnitzlers Biografie im Spiegel seiner letzten drei Lebensjahre nach dem Selbstmord der 18jährigen Tochter Lili.
Rezension
Hage, renommierter Literaturkritiker und Verfasser mehrerer Biografien über zentrale Personen der deutschen Literatur, nutzt Schnitzlers Selbsterkenntnis über die Herzlosigkeit seines zwanghaft promiskuitiven Liebeslebens, um in romanhafter Form ein spannendes Kaleidoskop einer widersprüchlichen, aber hoch intelligenten und kreativen Persönlichkeit zu entfalten. Der Tod der z.T. vergleichbar veranlagten Tochter rüttelt an seiner Selbstsicherheit. Zwar notierte er schon mit Mitte dreißig: „/empfinde/ die ganze Schwere meiner psychischen Erkrankung“ (S. 271), aber bis zum Lebensende ist er „krankhaft“ davon abhängig, Frauen zu gefallen und sie zu den „seinen“ zu machen. Dass es ihm gelang, seine Erfahrungen in Literatur hohen Ranges umzuwandeln, zeigt auch die große Wertschätzung seines Werks und seiner Person durch Zeitgenossen wie Siegmund Freud, Hugo von Hofmannsthal oder Thomas Mann. Im Gegensatz zum lockeren Umgang mit Frauen scheute er den intensiven Austausch mit den Kollegen.
Schnitzler erscheint als ambivalenter Zeit- und Frauenversteher. Die Brüche in den gesellschaftlichen Konventionen werden erkennbar. Auch als Beitrag zur #MeToo-Debatte zu lesen.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Hage, Volker
Hage, Volker:
Des Lebens fünfter Akt : Roman / Volker Hage. - München : Luchterhand, 2018. - 317 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87592-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher