Analyse deutscher Sitten und Gebräuche. Ein gelungener Balanceakt auf dem schmalen Grat zwischen Zustimmung und Kritik.
Rezension
Der Autor - äthiopischer Prinz, promovierter Historiker und Unternehmensberater - lebt seit 40 Jahren in unserem Land. Herkunft und Ausbildung geben ihm genügend Distanz und Nähe, um sein Thema mit großer Empathie zu entfalten. „Anmut“ ist für ihn Beginn und Schlüssel. Schon bei Francesco Petrarcas Beschreibung der Kölner Bürger von 1333 findet er dafür Belege. Brecht setzt sie in seiner Kinderhymne ebenfalls an erste Stelle: „Anmut sparet nicht noch Mühe ...“ Aktuell verkörpert sie für ihn etwa Dr. Hildegard Hamm-Brücher trotz ihres hohen Alters. Als kritischer Beobachter übersieht er keineswegs, dass in vielen Tugenden auch ihr Gegenteil angelegt sein kann. „Ordnungsliebe“ schafft auch Konzentrationslager. „Gottesfurcht“ steht auch für Kreuzzugsmentalität. Er belegt seine Beobachtungen mit vielen Beispielen aus der Geschichte und der Gegenwart und macht Exkurse in andere Kulturen.
Diese im besten Sinne des Wortes „Besinnungsaufsätze“ zu einzelnen Tugenden eignen sich gut zur Selbstreflexion und zur Eröffnung von Diskussionsrunden zum jeweiligen Thema.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Asserate, Asfa-Wossen
Asserate, Asfa-Wossen:
Deutsche Tugenden : Von Anmut bis Weltschmerz / Asfa-Wossen Asserate. - München : Beck, 2013. - 239 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-406-64504-4
Allgemeines, Einführungen, Historische Hilfswissenschaften (z.B. Münzkunde, Genealogie, Volkskunde, Archäologie), themenübergreifende Nachschlagewerke, Zeitschriften - Signatur: Ga - Bücher