Von der Krippe bis zum Grab - eine amüsante (Zeit-) Reise durch deutsche Wohnlandschaften.
Rezension
Peter Richter neigt zu drastischen Vergleichen: „Wer Dielen abzieht, häutet im Zweifel auch Menschen.“ Keinen Hehl macht der Autor auch aus seiner Abneigung gegen Dachgeschosswohnungen, Mansarden aus „Rigips, Laminat und dem Klima einer Flüchtlingsbaracke“, eigentlich nur dazu gut, um „Brieftauben und Funkamateuren“ Unterschlupf zu gewähren. Das sitzt. Und wer selbst einmal versucht hat, in einem von Sommersonne aufgeheizten Dachausbau zu wohnen, weiß zweifelsfrei, wovon der Autor schreibt. Richter bietet dem Leser keinen Einrichtungsratgeber, keine Hinweise auf die neuesten Trendaccessoires für Badezimmer- oder Wohnzimmergestaltung, sondern einen Exkurs über die Anfänge des Wohnens in primitiven Höhlen bis zum scheinbar individualisierten Leben in schäbigen Plattenbauten oder prächtigen Villen. Und nicht immer, findet der Autor, fallen die Unterschiede von früher zu heute allzu gravierend aus. Miete oder Eigentum? Dach- oder Erdgeschoss? Urne, Sarg oder Mausoleum?
Kenntnisreich und mit bissigem Witz beschreibt der promovierte Kunsthistoriker Richter die Wohnmarotten der Deutschen und ihre bisweilen tragische Sehnsucht nach Unterschied und Individualität. Sehr empfehlenswert.Rezensent: Johann Ebend
Personen: Richter, Peter
Richter, Peter:
Deutsches Haus : Eine Einrichtungsfibel / Peter Richter. - 1. Aufl. - München : Goldmann, 2006. - 217 S. ; 22 cm
ISBN 3-442-30111-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher