Roman des Literaturnobelpreisträgers von 2021, der auf zwei Zeitebenen die Kolonialgeschichte seiner Heimat Sansibar erzählt.
Rezension
Nach und nach werden die Romane des Nobelpreisträgers neu ins Deutsche übersetzt oder wiederaufgelegt. Der Roman "Die Abtrünnigen" (Original 2005) erschien erstmals 2006 in deutscher Übersetzung. Zwei Erzählstränge verknüpfen sich zu einer tragischen Liebesgeschichte. In Sansibar während der Kolonialzeit Ende des 19. Jahrhunderts verliebt sich die indischstämmige Rehana in einen britischen Orientalisten und riskiert alles für ihre Liebe. Ihre Nachkommen leben in Sansibar in den frühen 1950er Jahren. Es ist die Zeit kurz vor der Unabhängigkeit. Viel hat sich geändert, doch die gesellschaftlichen Konventionen sind noch immer traditionell. Das muss auch Amin erfahren, als er sich in Jamila, die Enkelin von Rehana verliebt, die eine unerwünschte Partie ist. Auch die Rolle der britischen Kolonialherren wird differenziert beleuchtet. Gurnah erzählt ruhig und eindringlich und zeichnet ein faszinierendes Porträt der afrikanischen Kolonialgeschichte am Beispiel seiner Heimat Sansibar.
Der literarisch anspruchsvolle Roman ist als Einstieg in das Werk des Nobelpreisträgers sehr zu empfehlen. Auch als Beitrag zur aktuellen Diskussion unserer kolonialen Vergangenheit.Rezensent: Birgit Hillmer
Personen: Gurnah, Abdulrazak Schaffer-de Vries, Stefanie
Gurnah, Abdulrazak:
Die Abtrünnigen : Roman / Abdulrazak Gurnah. Dt. von Stefanie Schaffer-de Vries. - München : Penguin, 2023. - 394 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-328-60261-3 geb. : EUR 26.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Gur - Buch