Ich habe das Buch 1983 gelesen. Es war eine Sensation im Leseland DDR: eine Buch voller Weite und weiblicher Lebenslust.
Rezension
Eine Empfehlung für die westdeutschen Leserinnen (vergleichbar mit Helga Schubert oder Eva Strittmatter): was haben diese Autorinnen in den achtziger Jahren der DDR geschrieben! Ihre Sprache, ihre Nachdenklichkeit, die literarische Qualität, der der Papiermangel gut tat, weil jedes Wort sitzen musste, weil der Seitenumfang von vornherein begrenzt war. 203 Seiten konzentrierte Sprache und die ganze Welt einer Frau, die nicht nur ein altes Segelboot vom Vater erbt und damit auf den kleinen Gewässern der DDR das Segeln wagt (man beachte die Vieldeutigkeit dieser Feststellung!), sondern ihr Leben als alleinerziehende und leidenschaftlich liebende Frau (ähnlich einer Brigitte Reimann), berufstätig und nach Wirksamkeit strebend, Freundschaft, Wildheit und Verantwortung ausbalancierend, führt. Das Ergründen nach Sinn und Halt kommt heute einer Offenbarung gleich. Das ist ein Buch, in dem Frau auf jeder Seite wenigstens einen Satz anstreicht. Titel und Cover führen heute leider in die Irre.
Gut geeignet für Literaturgottesdienst und Lesekreise.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Wolter, Christine
Wolter, Christine:
Die Alleinseglerin : Roman / Christine Wolter. - Hamburg : Ecco, 2022. - 205 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-7530-0073-2 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Wol - Buch