Eine „Heilerin“ steht einer Krebskranken bei und kann sie retten.
Rezension
Sophie bekommt die schreckliche Diagnose Hirntumor. Medizinisch sei ihr nicht mehr zu helfen. Sie sucht Rat bei einer Einsiedlerin im österreichischen Waldviertel. Die Heilerin Lisbeth erklärt ihr, ihr Krebs nähre sich von ihren negativen Emotionen, von Hass, Neid, Missgunst, Aggressionen und Minderwertigkeitsgefühlen. Sie behandelt Sophie mit Naturheilmitteln und kräftigt ihren Glauben an das Leben. Nicht der Verstand, sondern das Gefühl („Licht und Liebe“) erhalte uns und könne auch Sophie retten. Lisbeth ist eine Jenische. Der Roman soll auf wahren Begebenheiten beruhen. Jenische sind ein fahrendes Volk und lassen sich auf Angehörige der marginalisierten Schichten der Armutsgesellschaften der frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts zurückführen. Lisbeth ist eine Waldviertler Jenische, die als Besen- und Korbbinderin arbeitete und ihre ganze Familie in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten verloren hatte. Ihre letzten Jahre verbrachte sie in einem Wohnwagen am Rande eines Moors; sie wurde 90 Jahre alt. Am Ende des Romans stehen der Tod und die Trauerfeier für Lisbeth. Sophies Tumor erweist sich bei der nächsten Untersuchung als verkleinert und abgekapselt; Lebenszeit wird ihr geschenkt.
Bei aller Skepsis einer „Heilung“ gegenüber, wird hier eine wunderbare Geschichte zur Haltung dem Leben gegenüber erzählt, die bestimmt sehr viele LeserInnen ansprechen wird.Rezensent: Christiane Spary
Personen: Sautner, Thomas
Sautner, Thomas:
Die Älteste : Roman / Thomas Sautner. - Wien : Picus, 2015. - 142 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-7117-2021-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher