Der Protagonist – ein moderner Odysseus?
Rezension
Gregor, der auf einem fernen Kontinent eine dauernde Ein-Mann-Expedition durchläuft, kehrt alljährlich zum einwöchigen Besuch in sein Heimatdorf zurück. Verändert hat sich im Ort einiges, in der Familie wenig, obwohl die jüngere Schwester einen Säugling auf dem Arm hat, dessen Taufpate Gregor werden soll. Kurz zuvor hatte dieser die Nachricht vom Tod des Bruders erhalten, die er jedoch nicht weiterzugeben wagt. Erst beim Abschied von der Schwester übermittelt er sie. – Die Beweggründe Gregors zu seiner Heimkehr sind nicht ersichtlich, denn, kaum angekommen, bricht er auf zu einer Wanderung. Die Heimat ist zu einer zersiedelten Agglomeration geworden, die Grenzen zwischen Stadt und Land, zwischen Natur und Kultur, sind verschwunden. Er verbringt seine Zeit im Kino, im Fußballstadion, im Bus, im Wald und in Gasthäusern. In letzteren genügte es ihm zunächst, als Gast unter Gästen zu sitzen, doch nach einer Woche des Herumtreibens treibt ihn die Begierde an, der letzte Gast zu sein.
Durch Satzverschachtelungstaktik und häufige Interjektionen keine leichte Lektüre. Handke-Liebhabern ausdrücklich ans Herz gelegt.Rezensent: Cornelia von Forstner
Personen: Handke, Peter
Handke, Peter:
Die Ballade des letzten Gastes / Peter Handke. - Berlin : Suhrkamp, 2023. - 184 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-43154-2
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher