Von einer Baumwollplantage in Virginia aus wird die Geschichte der amerikanischen Sklaverei erzählt.
Rezension
Der Autor Edward P. Jones, geb. 1950, hat zehn Jahre an seinem Debüt gearbeitet. Der 2003 erschienene Roman liegt nun in einer aktualisierten deutschsprachigen Ausgabe vor. In einem über weite Strecken dringlichen Ton erzählt er, wie Unterdrückte selbst zu Unterdrückern wurden. Der 35jährige Henry war Sklave auf einer Baumwollfarm, bis er selbst zum Sklavenhalter wurde und die Farm mit fünfzig Morgen und dreiunddreißig Sklaven im fiktiven Manchester County, Virginia, sein Eigen wurde. Schwarze hielten schwarze Sklaven, deren Wert bemaß sich an ihrer Arbeitskraft. Die Verrohung und Ausbeutung, die einst als Schatten alle Winkel ihrer Körper und Herzen durchdrungen hatten, gaben sie weiter. Henrys frühes Ansinnen, ein besserer Sklavenhalter zu sein, der sich achtsam und großzügig seinen Bediensteten gegenüber verhält, mutierte zur Tragödie, die sich giftig fortpflanzte.
Die zuweilen klischeehaft aufgeladene Geschichte zeigt, geschundene Kreaturen können den bitteren Kreislauf der Unterdrückung nicht durchbrechen. Zart ist der Traum von Überwindung des dauernden Kreislaufs.
Rezensent: Christine Behler
Personen: Jones, Edward P. Oeser, Hans-Christian Jäger, Anna
Jones, Edward P.:
Die bekannte Welt : Roman / Edward P. Jones. Dt. von Hans-Christian Oeser. Aktualisiert von Anna Jäger. - Aktualisierte Neuausg. - Berlin : Claassen, 2023. - 446 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-546-10077-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher