Wer war der Mann, von dem ein junger britischer Lektor unversehens 17 Millionen Pfund erbt?
Rezension
An einem regnerischen Nachmittag verwechselt Andy Larkham die Nummerierung an den Friedhofskapellen im London unserer Zeit. Er wird Trauergast auf der Beerdigung eines ihm Unbekannten und dadurch, gemäß des Testaments des Verstorbenen, gemeinsam mit dessen Haushälterin Maral zum Erben eines gigantischen Vermögens. Hin- und hergerissen zwischen Unverständnis und Neugier beschließt Andy, sich auf die Spur des Toten zu begeben. Da alle derzeit üblichen Recherchemethoden versagen, wird die zunächst störrische und ablehnende Maral, die fast ihr ganzes Leben mit dem Erblasser verbrachte, zu seiner einzigen Quelle.
Es gelingt ihm, ihr die Lebensgeschichte eines Mannes zu entlocken, die in Armenien beginnt, über Australien nach London führt und aufregender und tragischer nicht sein könnte. Der preisgekrönte Autor stellt in seinem neuesten Werk einer heiter melancholischen Rahmenhandlung aus der Gegenwart eine Lebenswelt aus der Vergangenheit an die Seite, die ab ca. der Hälfte des Buches einen Sog entwickelt, dem sich der Leser kaum entziehen kann. Dabei spielen Armenien als erstes christliches Land der Erde und armenische Herkunft als Identitätsherausforderung zwar eine entscheidende Rolle, doch aufgrund der lebensnahen und sympathischen Erzählweise ist der Roman weit vom moralischen Zeigefinger entfernt.
Rezensent: Simone Kiefer
Personen: Herzog, Hans M. Shakespeare, Nicholas
Shakespeare, Nicholas:
Die Erbschaft : Roman / Nicholas Shakespeare. Dt. von Hans M. Herzog. - 1. Aufl. - Reinbek : Rowohlt, 2011. - 441 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-498-06413-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher