Eine schwangere Frau mit Hund dringt ein in eine von einer „Stiftung“ durchorganisierte „schöne, neue Welt“.

---

Rezension

Um ihr Kind zur Welt zu bringen, ist Pola mit Hund Zsazsa in den siebten Bezirk eingedrungen. Sie begegnet der angepassten Jule sowie dem im Kern freiheitsliebenden Timon, der ihr hilft, in einem Dachbodenversteck zu überleben. - Birgit Vanderbekes Szenario überzeichnet sehr eindeutig Züge unserer Gesellschaft. Essen gibt es nur vorgefertigt in Boxen, das Unterhaltungsprogramm per „Konsole“ bedient gezielt die Begehrlichkeiten der Zuschauer, alles muss hygienisch makellos sein. In diese sterile Welt hinein treffen Pola und Zsazsa wie ein unkontrollierter Sinnenrausch mit Schwangerschaftsbauch, Hundegebell und Bratkartoffelduft als das pralle Leben oder die personifizierte Freiheit. - Die trügerisch einfache Sprache mit den regelgerecht gesetzten Zeitformen, den Wiederholungen von Worten und Phrasen passt hervorragend zu der Welt, deren Bild die Autorin entwirft. Sie liest unaufgeregt, aber eindringlich und bringt den ihr eigenen Sprachstil perfekt zur Geltung.

Gemessen an anderen aktuellen Dystopien, wirkt Vanderbekes Entwurf knapp, fast blutleer und eindeutig in seiner Gesellschaftkritik. Dennoch hörenswert nicht nur für Vanderbeke-Fans.

Rezensent: Birgit Schönfeld

---

Personen: Vanderbeke, Birgit

Schlagwörter: Dystopie Freiheit