Die Geschichte der Psychiatrie ist eine Geschichte der Gewalt gegen Frauen. Dieser Roman erzählt einen Ausschnitt.
Rezension
Am Rand ihrer Kräfte, vermeintlich von ihrem Geliebten verlassen, tötet die junge Tagelöhnerin Kristina ihre beiden kleinen Kinder. Als geächtete Kindsmörderin, die in ein Geflecht aus Begehren und Isolation verwoben ist, wird sie zuerst ins Zuchthaus und von dort - wohlmeinend - in eine psychiatrische Klinik auf einer Schäreninsel verbracht. Ende des 19. Jahrhunderts wird sie dort ein trostloses Leben fristen, das trotz ihrer Gesundung unheilvoll und zerstört bleibt. Als der Pfarrer, der mit seinem Begehren ihre Ehe verhindert hatte (er hatte das Aufgebot verweigert), auf jener Insel das Pfarramt übernimmt, kulminiert die Tragödie. Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich die Situation der Frauen nur scheinbar verändert. Vierzig Jahre nach Kristina muss Elli wegen ihrer Widerspenstigkeit in die Klinik und obwohl sie Besuch und Kontakt zur Außenwelt erhalten kann, hat sie keine Aussicht, jemals die Mauern wieder verlassen zu können. Weiblichkeit und Begehren werden stigmatisiert.
Für Frauengesprächskreise.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Holmström, Johanna
Holmström, Johanna:
Die Frauen von Själö : Roman / Johanna Holmström. Dt. von Wibke Kuhn. - Berlin : Ullstein, 2019. - 365 S. ; 22 cm. - Aus d. Schwed.
ISBN 978-3-550-05044-2 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Hol - Buch