Emmas Leben (1817 – 1904) zeigt, wie revolutionäre Ideen im Privaten scheitern am alten Rollenverständnis der Geschlechter.
Rezension
Die Hochzeit war eine Sensation: die Tochter eines preußischen Hoflieferanten heiratet den sozialistisch denkenden Freiheitsdichter Georg Herwegh! Der Roman verschränkt drei Zeitebenen miteinander. 1894 in Paris erzählt die verarmte 80jährige Emma dem jungen Freund Frank Wedekind ihre ganz persönliche Lebens- und Leidensgeschichte in der Ich-Perspektive. Die zweite Erzählebene spielt im Jahr 1842 in Berlin. Wir lesen vom Leben in großbürgerlichen romantischen Salons und zugleich vom sozialen Elend der Arbeiter in den Borsigwerken. Die dritte Ebene schildert die Ereignisse im Frühjahr 1848, als das in Paris zusammengestellte desolate Häuflein der „Deutschen Demokratischen Legion“ unter Herweghs Leitung Heckers Aufstand in Baden zu Hilfe eilt und Emma als einzige Frau, bewaffnet und zu Pferde, großen Mut und diplomatisches Geschick beweist. Kurbjuweits Erzählweise zeigt auf, wie schwer es ist, hohe gesellschaftspolitische Ideale mit dem kleinen privaten Leben in Einklang zu bringen.
Rezensent: Heidrun Martini
Personen: Kurbjuweit, Dirk
Kurbjuweit, Dirk:
Die Freiheit der Emma Herwegh : Roman / Dirk Kurbjuweit. - München : Hanser, 2017. - 333 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-25464-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher