Heimatlos zwischen Italien, Brooklyn und London.
Rezension
Claudia Durastanti erzählt die autofiktionale Geschichte ihrer Familie. Beide Eltern sind gehörlos und rebellieren gegen das Schicksal als Behinderte, biegen sich ihre Realität zurecht. So gibt es auch zwei Versionen ihres Kennenlernens. Claudia, 1984 in Brooklyn geboren, wohin die Eltern in den 1970ern ausgewandert sind, lebt nach der Scheidung mit Mutter und Bruder in einem Kaff in Süditalien. Dort ist sie die Fremde, ebenso in den Ferien auf Verwandtenbesuch in New York. Als Vielleserin erobert sich die einsame Heranwachsende Kultur und Sprachen. Aber ganz zugehörig fühlt sie, die am gesellschaftlichen Rand aufwächst und keine Sprache fehlerfrei beherrschen lernt, sich nie. Gedanken über Sprache und Heimat nehmen denn auch viel Raum ein. Sie sind verwoben mit Erinnerungen und Assoziationen, die erst die Eltern, dann die Tochter, die nach London auswandert, umkreisen. Die Klammer bildet das Gefühl des Fremdseins, das alle Generationen der über Kontinente verstreuten Familie verbindet.
Wortmächtig und spröde, berührend, verstörend und sprunghaft ist dieses Buch keine einfache Lektüre. Für Bibliotheken mit belastbaren Leserinnen und Lesern gern empfohlen.Rezensent: Kerstin Wohne
Personen: Durastanti, Claudia Kopetzki, Annette
Durastanti, Claudia:
Die Fremde : Roman / Claudia Durastanti. Dt. von Annette Kopetzki. - Wien : Zsolnay, 2021. - 296 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-552-07200-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher