Wieder ein Buch aus dem us-amerikanischen Strafvollzug für Frauen. Trostloses Aufbegehren gegen Willkür und Schuld.
Rezension
Als die junge Frau den Beratungsraum des Anstaltspsychologen betritt, erkennt der sie als jenes Mädchen, das er als Schuljunge erfolglos angebetet hat. Jetzt sitzt sie vor ihm mit fast 50 Jahren Haftstrafe. Der Mann steht sofort wieder in Flammen, wirft alle Regeln der Beratungskunst über Bord, erweist sich als manipulierbar und manipulativ. Die Erzählperspektive wechselt zwischen ihm und ihr. In ihren Passagen ist die Verzweiflung glaubwürdig, die Sprache schlüssiger und das Fatale der Geschichte offenbar. Zunächst besticht sie ihn, um eine tödliche Dosis Schlafmittel zu horten. Nach missglücktem Selbstmordversuch nimmt der Roman an Fahrt auf. Frank bietet ihr Hilfe bei der Flucht an. Das Erzählte wird nuancenreicher und überraschend doppelbödig. In den Rückblicken scheint Schmerz auf, der das Leben beider verletzbar gemacht hat. Ihre kriminelle Karriere bereichert seine Mittelmäßigkeit. Sie erinnert sich nicht an ihren Mitschüler. Aber wird sie sich an ihren Fluchthelfer erinnern?
Ein Roman über eine ungewöhnliche Beziehungskonstellation.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Immergut, Debra Jo Wasel, Ulrike Timmermann, Klaus
Immergut, Debra Jo:
Die Gefangenen : Roman / Debra Jo Immergut. Dt. von Ulrike Wasel u. Klaus Timmermann. - München : Penguin, 2020. - 299 S. ; 22 cm . -
ISBN 978-3-328-60019-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher