Müller-Münch, Ingrid
Die geprügelte Generation Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen
Bücher

Ein aufrüttelndes und gut zu lesendes Buch über Gewalt in der Erziehung.


Rezension

Ohrfeigen oder Prügel waren früher häufig Begleiter des Kinderalltags. Die Journalistin Müller-Münch, selbst in den 1950ern/1960ern aufgewachsen, hat das am eigenen Leib erfahren. Körperlich gezüchtigt zu werden war in dieser Zeit so „normal“, dass kaum jemand darüber sprach. Doch viele geschlagene Kinder fühlten sich ungeliebt und tragen bis heute an den Folgen der Gewalt durch Eltern und Lehrer. Müller-Münch hat einige von ihnen befragt. Deren Berichte von teils furchtbaren Prügelorgien unterfüttert sie mit gut erklärten Informationen zur langen Tradition einer Erziehung, die den Willen des Kindes brechen wollte. So entsteht das Bild einer gefühlskalten Elterngeneration, die in der Nazizeit mit Gewalt aufwuchs und deren malträtierter Nachwuchs sich ab „68“ auch für eine gewaltfreie, antiautoritäre Erziehung einsetzte. Allgemeine Ansichten zur Pädagogik haben sich seither grundlegend geändert. Doch trotz des seit 2000 verbrieften Rechts auf gewaltfreie Erziehung prügeln manche Eltern noch heute.

Ein Aufklärungsbuch über die erlebte „Schwarze Pädagogik“ der späten Nachkriegszeit. Für Betroffene ein Anlass, endlich über ihre Pein zu reden. Allen Büchereien empfohlen.

Rezensent: Kerstin Wohne


Personen: Müller-Münch, Ingrid

Schlagwörter: Nachkriegszeit Psychologie Pädagogik Aufarbeitung

Müller-Münch, Ingrid:
Die geprügelte Generation : Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen / Ingrid Müller-Münch. - München : Klett-Cotta, 2012. - 284 S. ; 21 cm
ISBN 978-3608-94680-2

Zugangsnummer: 29847
Einzelfragen, weitere Richtungen (Sozialpädagogik, Freizeitpädagogik, Medienpädagogik) - Signatur: Pc 10 - Bücher