Die 16-jährige Kapitänstochter Lilly geht heimlich mit dessen Sklavenschiff auf Fahrt von Afrika nach Amerika.
Rezension
Die Handlung könnte einen spannenden Roman aus der Zeit der letzten großen Sklaventransporte erwarten lassen: Meuterei, Sklavenaufstand, Piratenangriffe, Feuer und Ruhr an Bord, Segelschiffromantik - und mittendrin ein junges Mädchen, das einerseits hilflos und oft zu Tode erschrocken, andererseits mit dem Selbstbewusstsein der Kapitänstochter die Bedrohlungen an Bord zu bewältigen versucht. Aber leider ist der Autor seinem Stoff erzählerisch kaum gewachsen. Anstelle einer spannenden Zuspitzung der Konflikte erleben wir ein grausiges Gemetzel nach dem anderen und stolpern durch immer neue abstruse Fakten und Personenkonstellationen. Fehlende Zusammenhänge werden in trockenen Berichten nachgeliefert. Das Bild der Schwarzen an Bord ist peinlich klischeehaft, die Utopie einer freien Gesellschaft allzu schlicht dargestellt. Und Lilly hat nie das Kommando, wie der Klappentext behauptet.
Leseratten werden das Buch wegen seines spannenden Stoffes verschlingen. Ansprüche an eine echte Auseinandersetzung mit dem Problem des Sklavenhandels sollten nicht bestehen.Rezensent: Bärbel Haude
Personen: Seidel, Jürgen
Seidel, Jürgen:
Die hundert Leben der Lilly Cavalconti : Roman / Jürgen Seidel. - 1. Aufl. - Weinheim : Beltz & Gelberg, 2008. - 325 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-407-81028-1 geb. : EUR 14.90
Erzählungen 9-12 Jahre - Signatur: Ju 2 Sei - Buch