Ein verstörender Blick auf unsere digitale Gegenwart.
Rezension
Schön und harmonisch soll ihre Welt sein und am besten pastellfarben. So stellt sich Mélanie Claux, die ihre beiden Kinder Sammy und Kimmy in ihrem YouTube Kanal „Happy Récré“ so gut vermarktet, dass die ganze Familie davon fürstlich leben kann, ihr Leben vor. Millionen von Followern verfolgen, wenn Kimmy und Sammy Markenprodukte testen und entscheiden über Kaufentscheidungen über Instagram live mit. Dass ihre Tochter Kimmy immer widerwilliger bei den Videos mitmacht, blendet Mélanie aus. Da verschwindet Kimmy plötzlich beim Spiel draußen vor dem Haus und die hartnäckige Polizeibeamtin Clara nimmt sich des Falls an. Delphine de Vigan legt hier einen gnadenlosen Roman über unsere Zeit und das Schicksal von Influencer-Kindern vor, denen der Blick in die Kamera und das Spiel einer Rolle näher ist, als der liebende Blick der Eltern. Dabei gilt: „Mélanie war eine Frau ihrer Zeit. So einfach war das. Um zu existieren, musste man Aufrufe, Likes und Stories anhäufen.“ Soweit, so verstörend. Der Preis dafür ist höher als ein Lösegeld, das man für ein entführtes Kind zu zahlen hat ...
Ein sehr konstruierter Roman mit einem Ausblick ins Jahr 2031, der einem zum Nachdenken darüber anregt, was einem Privatheit wert ist und wie wir Glück im Zeitalter von Likes interpretieren. Empfehlenswert!Rezensent: Marie Varela
Personen: de Vigan, Delphine Heinemann, Doris
de Vigan, Delphine:
Die Kinder sind Könige : Roman / Delphine de Vigan. Dt. von Doris Heinemann. - Köln : DuMont, 2022. - 315 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-8321-8188-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher