Der Historiker, Karlspreisträger und Vorsitzende der Alighieri Gesellschaft analysiert die Lage der katholischen Kirche und ihre Zukunft.
Rezension
Der Brand der Pariser Kathedrale Notre Dame deutet Riccardi als Sinnbild der Situation der Kirche in Europa (Kap. I.). Er schaut auf die italienische, spanische, deutsche Kirche und fragt als Historiker: Welches Christentum stirbt (Kap. II.)? Strategien gegen einen Niedergang sind Nationalkirchen, das Modell der Christdemokratie, Evangelisierung (Kap. III.). Fehlende Ordensleute, eine Männlichkeitskrise, die 1968 einsetzende Autoritätskrise, die veränderte Gesellschaft, Ende der Kirche im Dorf greifen die historische Gestalt des Christentums an, aber nicht die lebendige Religion (Kap IV.). Kap. V. und VI. untersuchten die Pontifikate des charismatischen J P II und Franziskus als Papst der Überraschungen, der am Evangelium festhält - auf der Seite der Armen. Das Verbot gottesdienstlicher Versammlungen in der Corona Zeit analysiert er als Wende im Umgang des Staats mit der Kirche (Kap. VII.)! In der gegenwärtigen Krise setzt er auf Intransigenz: Was ist unaufgebbar katholisch, was veränderbar (Kap. VIII.)? Kap. IX. und X. prophezeien der Kirche eine hoffnungsvolle Zukunft: Europa vermag durch Vielfalt und sein universalistisches Denken mit Partnern in der Welt koalieren. Eine Morgendämmerung des Christentums beginnt mit der Einsicht: "Der Arme ist Ort einer existenziellen Umkehr, aber auch einer Reform der Kirche."
Das Buch, eingängig geschrieben und an der katholischen Kirche orientiert, ist für theologische Fachleute; Wer Interesse an der katholischen Konfession hat, wird Interessantes finden.Rezensent: Martin Schulz
Personen: Riccardi, Andrea Stein, Gabriele
Riccardi, Andrea:
Die Kirche brennt : Krise und Zukunft des Christentums / Andrea Riccardi. Dt. von Gabriele Stein. - Würzburg : Echter, 2023. - 286 S. ; 23 cm. - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-429-05705-3 kt. : EUR 19.90
Buch