Die Medizingeschichte weiblich gelesener Körper.
Rezension
Frauen werden in der Medizin bis heute vernachlässigt: Sie werden häufiger fehldiagnostiziert, bekommen weniger Schmerzmittel und dafür öfter Antidepressiva als Männer und Krankheiten, die ausschließlich Frauenkörper betreffen, sind oft nicht ausreichend erforscht. Doch woher kommt das? Elinor Cleghorn begibt sich auf die Suche nach den Mythen, Geschichten und Behauptungen, die um den weiblichen Körper geschrieben wurden. Sie beginnt dabei mit Hippokrates im antiken Griechenland und endet bei aktuellen Forschungsdebatten der Gegenwart. Dabei greift sie viele einzelne Fallbeispiele auf. Mit dem gebotenen Ernst berichtet Clegorn über die teils grausamen und kaum zu ertragenden Praktiken, wie beispielsweise Zwangsbeschneidungen oder medizinischen Experimenten, vor allem an weiblichen BIPoC. Manche Vorstellungen, Diagnosen oder Behandlungsformen, die aus heutiger Sicht grotesk und absurd erscheinen, handelt sie jedoch auch in einem heitereren Ton ab, wie etwa die Vorstellung der „Spekulumisierung“, der Angst männlicher Ärzte im 19. Jahrhundert, durch die Verwendung eines Spekulums bei medizinischen Untersuchungen gerieten die sexuellen Bedürfnisse der Patientinnen außer Kontrolle.
Ein sehr relevantes Thema, das dicht und ausführlich beleuchtet wird, daher eine absolute Anschaffungsempfehlung. Einige (historische) medizinische Verfahren werden sehr detailliert geschildert.Rezensent: Miriam Weinrich
Personen: Cleghorn, Elinor Emmert, Anne Elze, Judith
Cleghorn, Elinor:
Die kranke Frau : Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen / Elinor Cleghorn. Dt. von Anne Emmert u. Judith Elze. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2022. - 494 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-462-00015-3
Epochen übergreifende Behandlung von Einzelthemen - Signatur: Gc - Bücher