16 kleine Erzählungen, die einen Blick werfen auf menschliches Verhalten und die englische Gesellschaft.
Rezension
Jane Gardam nimmt in ihren besten Geschichten humorvoll eine vergangene britische Gesellschaft aufs Korn. Es ist die Schicht der gebildeten, einst in den Kolonien zu Ansehen und Geld gekommenen Briten, die nun alt und verarmt im Mutterland leben, aber von ihrem Standesdünkel nicht lassen können. Da sind etwa die drei betagten Damen, die nach dem Tod des gemeinsamen Kindermädchens sich an dessen gute Arbeit in vergangenen Zeiten erinnern und nun durch eine überraschende Wendung in ihrem arglosen Snobismus bloßgestellt werden. Mit zweifelhaften Methoden will ein Wissenschaftler an verschollene Briefe von Jane Austen gelangen. Eine weitere Geschichte erzählt von wohlhabenden, erzkonservativen Eltern, die ihrer Tochter mit ständigem Leistungsdruck keine Chance lassen für ganz normale altersgemäße Lebenserfahrungen. Gardam geht trotz aller Kritik liebevoll mit ihren Figuren und deren Verdrängungen um und findet immer eine überraschende Pointe.
Die Erzählkunst der Autorin und die gelungene Übersetzung sorgen für ein nachdenklich machendes Lesevergnügen.Rezensent: Heidrun Martini
Personen: Gardam, Jane Bogdan, Isabel
Gardam, Jane:
Die Leute von Privilege Hill : Erzählungen / Jane Gardam. Dt. von Isabel Bogdan. - München : Hanser Berlin, 2017. - 347 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-446-25681-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher