Serra, Michele
Die Liegenden
Bücher

Wenn Kinder erwachsen werden, verstehen sie sich nicht mehr mit ihren Eltern. Diese Reibung ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern wichtig.


Rezension

„Wo zum Teufel treibst du dich rum?“ Schon der erste Satz verrät, wie verletzt der Vater ist, wie hilflos angesichts der versifften Wohnung, der penetranten Untätigkeit seines Sprösslings auf dem Weg ins Erwachsenwerden. „Wie leicht war es, dich zu lieben, als du klein warst.“ Immer schwerer fällt es dem Vater, „jetzt, da wir etwa die gleiche Statur und Größe haben, deine Stimme der meinen ähnelt, (…)“. Wie einen Krieg beschreibt er die Auseinandersetzungen mit ihm. Und doch möchte der Vater dem Sohn mitgeben, was ihn selbst geprägt hat. „Du solltest mit mir auf den Colle della Nasca kommen.(…) Es ist der schönste Ort auf der Welt.“ Zusammen mit seinem Vater sei er selbst als Elfjähriger das erste Mal hinaufgekommen. Das möchte er mit seinem Sohn - nun schon 18 - auch erleben. Dass es auch diesen begeistern würde, daran hat der Vater keinen Zweifel. Und erst als er dieses Ziel erreicht hat, kann er loslassen, den Sohn seinen Weg gehen lassen und seinen eigenen Weg verfolgen.

Man könnte fast sagen, Serra hat beschrieben, wie Erwachsene „erwachsen“ werden. Eine lohnende Lektüre für Eltern, die sich „abnabeln“ müssen, weil ihre Kinder am Ende der Jugendzeit stehen.

Rezensent: Ute Lawrenz


Personen: Brandestini, Julika Serra, Michele

Schlagwörter: Vater Alter Sohn Loslassen

Serra, Michele:
Die Liegenden / Michele Serra. Dt. von Julika Brandestini. - Zürich : Diogenes, 2014. - 149 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-257-86249-2

Zugangsnummer: 32857
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher