Die linke Hand des Papstes - Auslöserin des grandiosen Gedankenfeuerwerks eines Fremdenführers in einer Kirche in Rom.
Rezension
Sonntag Estomihi ("Sei mir ein Fels!") 2011: Eher zufällig gerät der in Rom lebende deutschstämmige Ich-Erzähler, ein frühpensionierter Archäologe, der nebenher als Fremdenführer arbeitet, in den Gottesdienst der evangelischen Kirche in der Via Sicilia. Hier entdeckt er, nur wenige Meter entfernt, den Papst. Insbesondere dessen linke Hand löst beim Erzähler einen Strom kaum zu bändigender Assoziationen theologischer, politischer, kulturhistorischer und privater Art aus. Ein Reigen brillant erzählter Anekdoten und Geschichten mit einem überraschenden Abschluss, der es dem Papst ermöglicht, die meisten seiner Probleme abzuschütteln und doch mit Luther der liebgewordenen Erbsünde treu zu bleiben. Die Arbeitsweise des Archäologen, der vom Detail aufs Ganze schließt, wird F.C. Delius zum Erzählprinzip. Wunderbar ruhig, leicht und doch auch voller Emotionen, fesselnd bis zur letzten Seite, zerbröselt er manche Rom-Romantik und räumt mit theologischen Dogmen gründlich auf.
Ein großartiges Lesevergnügen, besonders zu empfehlen für alle Italien- und Romliebhaber, aber auch für alle ökumenisch interessierten LeserInnen.Rezensent: Erhard Reschke
Personen: Delius, Friedrich Christian
Delius, Friedrich Christian:
Die linke Hand des Papstes : Erzählung / Friedrich Christian Delius. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2013. - 122 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-87134-770-2
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher