Rabe, Anne
Die Möglichkeit von Glück Roman
Bücher

Starke Geschichte einer Emanzipation von der Gewalt in einer vom DDR-System überzeugten Familie.


Rezension

1989 ist Ich-Erzählerin Stine vier Jahre alt. Sie wächst in einem von Gewalt geprägten Alltag auf. Die Diktatur der DDR mag verschwunden sein, aber in der Familie schreiben sich erlernte Verhaltensmuster fort. Ihre Mutter, zu DDR-Zeiten Erzieherin, hat einen autoritären und grausamen Erziehungsstil. Der Vater schaut weg. Opa Paul, damals überzeugtes SED-Mitglied, weiß so manche Verbrechen des DDR-Regimes zu relativieren. Als Stine selbst Mutter wird, bricht sie den Kontakt zur Familie ab und begibt sich auf Spurensuche nach dem Ursprung der Gewalt. Obwohl sich diese Suchbewegung an den Brüchen in Stines Familiengeschichte entlangbewegt, nimmt sie doch die ostdeutsche Gesellschaft als Ganzes in den Blick und fragt nach den Auswirkungen des totalitären Systems auch auf diejenigen, die davon gar nicht mehr direkt betroffen sind.
Die drastischen Schilderungen, mit denen die Autorin auch ihre eigene Jugend im Nachwende-Osten verarbeitet, sind eine wichtige Perspektive auf die Zeitgeschichte.

Ein lesenswertes Debüt, das zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert ist.

Rezensent: Wiebke Richter


Personen: Rabe, Anne

Schlagwörter: Ostdeutschland Familiengeschichte Aufarbeitung Nachwendezeit

Rabe, Anne:
Die Möglichkeit von Glück : Roman / Anne Rabe. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2023. - 380 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-608-98463-7

Zugangsnummer: 45158
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher