Richard von Schirach schildert den Wettlauf um die Atombombe und die Skrupellosigkeit – nicht nur deutscher – Forscher.
Rezension
Im April 1945 wird die Elite der deutschen Physiker – darunter Otto Hahn, Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker – von den Amerikanern verhaftet. Alle waren an der Entwicklung eines deutschen Atomreaktors beteiligt. Am 3. Juli kommen sie auf dem englischen Landsitz Farm Hall an, wo sie für ein halbes Jahr interniert – und heimlich abgehört werden. Richard von Schirach wertete die Abhörprotokolle aus und zeichnet ein Bild vom Selbstverständnis der deutschen Atomforscher. Waren sie wirklich nur an einer friedlichen Nutzung der Kernenergie interessiert, wie sie später behaupteten? Von Schirach entlarvt diesen Mythos als Lüge. Die deutschen Forscher dachten sehr wohl über die Entwicklung einer Atombombe nach, lediglich eigene Fehleinschätzungen und fehlende Ressourcen verhinderten dies. Die Atombombenabwürfe im August 1945 erlebten sie in Farm Hall denn auch vor allem als persönliche Niederlage, ihre Selbstüberschätzung fiel in sich zusammen.
Absolut lesenswert! Für alle Büchereien und einem breiten Publikum empfohlen.Rezensent: Michael Freitag
Personen: Schirach, Richard von
Schirach, Richard von:
Die Nacht der Physiker : Heisenberg, Hahn, Weizsäcker und die deutsche Bombe / Richard von Schirach. - Berlin : Berenberg, 2012. - 271 S. : Ill. ; 20 cm
ISBN 978-3-937834-54-2
Geschichte des 20. Jahrhunderts - Signatur: Gg - Bücher