3. Teil der Trilogie über Leben, Überleben und Weiterleben am Ende des 2. Weltkrieges bis in die westdeutsche Nachkriegszeit.
Rezension
Meisterhaft, berührend, sinnlich und bis an die Schmerzgrenze erzählt der Autor in einem weiteren Buch vom Leben seiner Eltern. Im Mittelpunkt steht die junge Elisabeth, die nach der Flucht aus Pommern in Norddeutschland gelandet ist und in der Gaststätte von Luisas Mutter arbeitet. Mit Luisa als Erzählerin schafft Rothmann die nötige Distanz, um alle Facetten des elterlichen Lebens nicht aus der Perspektive eines betroffenenen Kindes zu schildern. Zwischen die 7 Kapitel bis zu Elisabeths Sterben als Bergmannsfrau und Kellnerin im Ruhrgebiet setzt Rothmann die Passagen über die Flucht eines namenlosen Mädchens, das nicht nur unsägliches Leid mitansehen, sondern nach mehreren Vergewaltigungen auch am eigenen Leib erfahren muss. Beide Erzählstränge fesseln und lassen Elisabeth als eine starke, geschundene und nach Leben dürstende Frau aufscheinen. Der Motor zum Schreiben sei die Liebe zu seinen Eltern, so Rothmann. Das ist spürbar. Ehrlichkeit auch über Elisabeths Härte gegenüber Mann und Kindern gehört zu dieser Familiengeschichte, die zeigt, wie der Krieg Menschen zurichtet.
Tiefer und eindringlich nimmt der Roman auch Motive aus „Milch und Kohle" (Ev. Buchpreis 2003) auf. Eine überaus lohnende und bereichernde Lektüre für alle, die sprachgewaltige Literatur lieben.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Rothmann, Ralf
Rothmann, Ralf:
Die Nacht unterm Schnee : Roman / Ralf Rothmann. - Berlin : Suhrkamp, 2022. - 303 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-43085-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher