Tut man automatisch Gutes, wenn man Gutes tun will?
Rezension
Dave Eggers (Der Circle) neuester Roman ist minimalistisch. Die Figuren sind holzschnittartig und das Ende vorhersehbar. Gerade diese Mischung entfaltet jedoch einen Sog, welcher den/die Leser*in unmittelbar in die Geschichte katapultiert. Protagonisten sind zwei Männer (Vier und Neun), die unterschiedlicher kaum sein könnten, und eine Maschine, welche futuristisch überhöht, mit einer Straße in Form einer Schneise den Norden mit dem Süden verbinden soll. Alles ist durchrationalisiert und vorbereitet, es muss nur noch asphaltiert werden. Der Job ist in 12 Tagen bis zur Parade zu erledigen, nach links und rechts schauen ist verboten. Vier hält sich an die Regeln. Neuns Verhalten wird dagegen zunehmend fragwürdig. Der Konflikt der beiden Männer wird zu einer Art Parabel für das Verhalten in Nachkriegsländern. Die Mischung aus wirtschaftlicher Abhängigkeit, vermeintlicher Hilfe und richtigem „ethischen" Verhalten braut sich immer weiter zusammen und lässt den/die Leser*in am Ende ratlos und verstört zurück.
Das Buch ist aufgrund seiner Kürze sehr schnell gelesen, wirkt aber lange nach und wirft viele Fragen auf.Rezensent: Christoph Hoewekamp
Personen: Eggers, Dave Wasel, Ulrike Timmermann, Klaus
Eggers, Dave:
Die Parade : Roman / Dave Eggers. Dt. von Ulrike Wasel u. Klaus Timmermann. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2020. - 183 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-462-05357-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher