War er Ungar, Amerikaner, Mann, Frau, Christ oder Jude? Ein autobiographisches Vater-Tochter-Gespräch.
Rezension
Die Nachricht des Vaters, er habe sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen, sei jetzt eine Frau, überrascht die Tochter Susan Faludi. Sie macht sich aus New York auf, das Rätsel um ihren Vater zu lösen. Sie erinnert sich an ihn als gewalttätigen Macho, der die Familie nach der Scheidung der Eltern verließ, alle Kontakte abbrach. Wer war, wer ist er? Eingebunden in Vater-Tochter-Gespräche zwischen Ernst und Humor wird er als widersprüchlicher, verschlossener, herrischer Mensch wechselnder Identitäten erkennbar: Als jüdisches Kind erlebte er den Holocaust in Budapest, wurde Filmer, entzog sich der Verfolgung, floh nach Dänemark, Brasilien, kehrte nach Budapest zurück. Die Tochter begleitet ihn noch zu seinen jüdischen Wurzeln, bis er nach bösen Demenz-Visionen stirbt. Ins Porträt flicht Susan Faludi detaillierte historische, politische, religiöse, transsexuelle, OP-medizinische Exkurse, streift ungarische Mentalität und Budapester Kulisse: Die Frage nach Identität und Charakter bleibt im Raum.
Das dichte Geflecht aus Lebensporträt und detaillierten Hintergrundinformationen verlangt intensives Lesen und lädt zur Diskussion über Identität ein. Für große Büchereien.Rezensent: Heide Germann
Personen: Faludi, Susan
Faludi, Susan:
Die Perlenohrringe meines Vaters : Geschichte einer Neuerfindung / Susan Faludi. Dt. von Judith Elze u. Anne Emmert. - München : Dt. Taschenbuch Verl., 2018. - 462 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-423-28983-2 geb. : EUR 24.00
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Signatur: Bb Fal - Buch