Frauenschicksale im Umfeld des Gründers der Diakonie, Theodor Fliedner (1800 - 1864).
Rezension
In die gut recherchierte Gründungsgeschichte der Diakonie in Kaiserswerth durch den evangelischen Pfarrer Theodor Fliedner flicht die Autorin geschickt die fiktiven Schicksale dreier Frauen: Die aufrechte, gläubige Johanne lehnt den Heiratsantrag des von ihr verehrten Fliedner ab, um ungebunden karitativ tätig zu sein. Ihre rebellische jüngere Schwester Cornelia verliert ihren Geliebten im gemeinsamen Freiheitskampf von 1848, und wie es Johannes künstlerisch begabter Pflegetochter Magdalena nach einer Enttäuschung gelingt, Freiheit, Glaube und Liebe in Einklang zu bringen, lässt die Autorin offen. Die Alternative, Ehe und Mutterschaft, wird von den Fliedners gelebt: die erste Frau des Pfarrers, Friederike, stirbt nach der Geburt zahlreicher Kinder im Kindbett, auch seine zweite Frau, Karoline, erschöpft sich bei der jährlichen Niederkunft. - Im Laufe der bedächtig erzählten Lebenswege werden politische und gesellschaftliche Themen der Zeit bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1870 dargestellt: Massenelend als Folge der beginnenden Industrialisierung, Strafvollzug, Frauenwahlrecht, Gleichberechtigung, Aufklärung der Mädchen und vieles mehr.
Der bei aller Länge spannende Roman vermittelt auf unterhaltsame Weise Kenntnisse deutscher Geschichte.Rezensent: Viktoria Böhler
Serie / Reihe: Diana TB 35140
Personen: Mayer, Gina
Mayer, Gina:
Die Protestantin : Roman / Gina Mayer. - Orig.-Ausg. - München : Diana, 2006. - 671 S. ; 18 cm - (Diana TB ; 35140)
ISBN 978-3-453-35140-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher