Der Dresdner Archivar Paulini scheitert nach der Wende 1989/90 und verfällt politisch rechten Ideen.
Rezension
Norbert Paulini ist zu DDR-Zeiten ein angesehener Archivar, der in seiner Villa in Dresden-Blasewitz eine Insel für Bücherliebhaber erschaffen hat. Nach der politischen Wende in Deutschland 1989/90 zerbricht sein kleines Reich; der Kapitalismus bricht ein, und bringt neue Zeiten, neue Finanznöte und neue arrogante Kunden. Altbesitzer möchten sein Heim zurück; Stammkunden bleiben aus; seine Frau entpuppt sich als Stasi-Spitzel.
Bis zu diesem Zusammenbruch hat der Roman fast Legendenton. Dieser ändert sich abrupt, als auch Paulini plötzlich ganz anders daherkommt. Er ist nicht mehr nur feingeistig, verfällt in rechte Diktion, huldigt rechten Ideen. Und schließlich gibt es sogar einen Mord. Doch der Leser oder Hörer wird mit seinen Fragen allein gelassen und mit seiner Verwirrung den Geschehnissen gegenüber, so als sei die Skepsis gegenüber allem Erzählten die eigentliche Botschaft des Romans.
Rezensent: Christiane Spary
Personen: Schulze, Ingo Groth, Sylvester Trauttmannsdorff, Victoria
Schulze, Ingo:
Die rechtschaffenen Mörder : Ungekürzte Lesung / Ingo Schulze. Gelesen von Sylvester Groth u. Victoria Trauttmannsdorff. - Berlin : Argon, 2020. - 1 mp3-CD ; 470 Min.
ISBN 978-3-8398-1780-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Hörbücher