Eine Verknüpfung von Kunst, Krieg und fehlgeleiteter Menschheit. Erzählt werden die Ereig-nisse eines einzigen Tages aus verschiedenen Perspektiven.
Rezension
Am dritten April 1945 wird die deutsche Stadt Lohenfelde von der Dritten Alliierten Armee beschossen. Um sich zu schützen, suchen im Keller des Kaiser-Wilhelm-Museums der Museumsdirektor und drei weitere Angestellte Zuflucht. Bis auf eine Ausnahme haben sie die Hoffnung auf einen Sieg bereits aufgegeben. Diese Ausweglosigkeit bewirkt, dass der Aufenthalt in dem engen geschlossenen Raum allen mehr oder weniger Angst bereitet. So kommt es im Verlauf des Tages zu offenen Auseinandersetzungen und Schuldzuweisungen, bei deren Zuspitzung plötzlich ein SS-Offizier erscheint. Zeitgleich durchstreift ein junger amerikanischer Corporal die Stadt. Er fürchtet sich vor deutschen Heckenschützen und fühlt sich insgesamt nicht wohl in seiner Haut. Seine Gedanken schweifen oft nach West Virginia, wo er gerne Kunst studieren würde. Als er das zerstörte Museum, in dem niemand den Angriff überlebt zu haben scheint, betritt, entdeckt er ein unbeschädigtes Kunstwerk aus dem 18. Jahrhundert, das er unbedingt mitnehmen will. Damit offenbaren sich ihm gleichzeitig die Geheimnisse des Museumsdirektors. - Adam Thorpe lässt die nicht verwirklichten Lebensperspektiven der Toten aufleben. Neben der Fähigkeit, die Grausamkeit des Krieges mit all seinen Erscheinungen, mit der Schönheit der Kunst zu verbinden, kommt die Doppelbödigkeit des Romans nicht ohne Ironie daher.
Ein insgesamt eindrückliches Buch, das seinen Lesern Gelegenheit bietet, über den Umgang mit Kunst im Nationalsozialismus ins Gespräch zu kommen.Rezensent: Hilde Schnittker
Personen: Thorpe, Adam Müller, Matthias
Thorpe, Adam:
Die Regeln der Perspektive : Roman / Adam Thorpe. Dt. von Matthias Müller. - 1. Aufl. - Zürich : Atrium, 2006. - 463 S.; 21 cm. -
ISBN 3-85535-975-x
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher